Das unverwechselbare Landschaftsbild der Kalksteininsel Gotland beschränkt sich nicht auf Visby und Umgebung. Im Inselnorden verteilen sich viele einladende Badestrände, kleine Fischerorte mit malerischen Bootsschuppen, Relikte von Steinabbau und Kalkbrennerei, aber auch zahlreiche Naturschutzgebiete. An der Nordostküste setzt eine kostenlose Fähre im Fårösund zur immerhin 113,3 km2 großen Insel Fårö über. Das gegenüber Gotland kargere, aber ursprünglichere Eiland ist untrennbar mit dem Filmemacher Ingmar Bergman verbunden und ebenso ein lohnendes Ziel für Natur-Liebhaber. Ein Ferienhausurlaub in Gotlands Nordhälfte bietet beste Aussichten, den Alltag in einer anderen, ganz eigenen Welt hinter sich zu lassen.

Unterwegs in Gotlands Nordhälfte

Es gibt eigentlich zwei Nordspitzen von Gotland, beidseits der Bucht Kappelhamnsviken. Ostwärts eignet sich der steinige Küstenabschnitt Stenkusten bestens zum Wandern und informiert das Bläse Kalkbruksmuseum über die große Zeit der Kalksteinbrüche – einer davon trägt heute den für Badegäste verführerischen Namen Blå Lagunen, die Blaue Lagune. Nahe zum Fårösund ahmt das Freilichtmuseum Bungemuseet das ländliche Leben vom 17. bis 19. Jahrhundert nach. Pittoreske Fischerorte im Norden sind Själsö, Nyhamn, Hallshuk, Graustäde und Ahr sowie Kyllaj (mit Kalköfen) an der Ostküste, wo sich mit Smöjen auch ein Favorit unter den Stränden erstreckt.

Raue Schönheit Fårö

Wer sich für Filmgeschichte interessiert, wird am Bergmancenter nicht vorbeikommen. Imposante Naturreservate sind Digerhuvud und Langhammar (Felsenküsten mit bizarren Kalkformationen), Skalahauar (Dünen) und die abwechslungsreiche Landzunge Ryssnäs ganz im Süden. Ein Badestopp empfiehlt sich in Avanäs am langen Sandstrand oder im Fischerdörfchen Ekeviken.

Außer Lummelunda und Brucebo liegen auch die küstennahen Bergbetningen (mit Aussicht von einer Klippe) und Galgberget (Wanderpfade rund um eine frühere Hinrichtungsstätte) in der Nähe von Visby. Wer sich für typische, von Gotlands Kalksteinplatau geprägte Landschaften interessiert, fährt am besten landeinwärts nach Ölbäck (mit seltenen Schmetterlingen) oder in Richtung Ostküste nach Kallgatburg (samt reicher Flora und Wanderpfad).

Ja, mehr als 90 mittelalterliche Kirchen sind auf Gotland und Fårö angeblich noch in Gebrauch; dazu kommen einige verlassene Gotteshäuser oder gar Ruinen, die im Schwedischen beide als Ödekyrka bezeichnet werden; immer noch ein stimmungsvoller Ort sind die Ruinen der Bara Ödekyrka. Auf dem Friedhof der Kirche von Fårö liegt Filmregisseur Ingmar Bergman begraben.

Das Bergmancenter bewahrt die Erinnerung an den unvergessenen Regisseur, dessen Filme schon in den 1950er Jahren tief in die Menschen blickten, als Etikette, eingetrichterte Scham und Spießertum noch den alltäglichen Umgang miteinander bestimmten. Weiter südlich befindet sich in einer Scheune in Dämba Kinematografen, das Privatkino Bergmans, wo er sich in seinen letzten Lebensjahren einen Film pro Tag angeschaut haben soll, sechs Mal pro Woche.