Gemessen an den üblichen Erwartungen, ist der Dom zu Växjö mitten in Småland ein eher ungewöhnliches Bauwerk: Markant erheben sich zwei merkwürdige, eng beieinander stehende, schlanke Türme über der Stadt. Ähnlich speziell ist das Rot, in dem das Gotteshaus erstrahlt. Und auch im Inneren erwartet die Besucher eine Überraschung, indem mehrere moderne Kunstwerke aus Glas als sakrales Interieur Verwendung gefunden haben.
Blickfang von innen und außen
Sakrales Interieur aus Glas
Blickfang nach dem Eintritt in Växjös Domkyrka ist das wundervolle Altarbild aus Glas. Der Künstler Bertil Vallien schuf das 5 Meter aufragende Kunstwerk mit Seitenflügeln aus farbigem Glas, unter Verwendung von Blattgold. Thema und Name zugleich ist „Fita lux“: Es werde Licht. Vallien stufte das 2002 übergebene Altarbild damals als sein Meisterwerk ein, und in der Tat dürfte sich etwas Vergleichbares rar machen.
Zum den Kostbarkeiten jüngeren Datums zählen ebenso Göran Warffs „Lebensquelle“ aus Granit und Glas (1995), die als Taufbecken fungiert, Erik Höglunds beleuchteter „Lebensbaum“ aus Schmiedeeisen und Glas sowie Bo Beskows Glasmosaiken in mehreren Kirchenfenstern, wie „Das himmlische Jerusalem“ im südlichen Seitenschiff (jeweils 1958–60). Und auch die geschnitzten Skulpturen von Eva Spångberg stammen aus dem 20. Jahrhundert.
Der Dom zu Växjö als Spielball des Zeitgeists
Im 19. Jahrhundert ließ man in Skandinavien mittelalterliche Kirchen verfallen oder umbauen, da diese nicht mehr als zeitgemäß galten. Umfangreiche Baumaßnahmen erfuhr auch der Dom zu Växjö, der damals um seine Türme gestutzt wurde. Nur ein Jahrhundert später sah der Zeitgeist dies wieder ganz anders, so dass in den 1950er Jahren eine aufwändige Restaurierung stattfand, um dem Bauwerk sein abhanden gekommenes mittelalterliches Gepräge zurückzugeben.
Im Inneren jedoch entschieden sich die Verantwortlichen für eine moderne Ausstattung, und da die Glaskunst in der Region fest verankert war, wurden die ersten entsprechenden Aufträge vergeben, zum Beispiel jener für die Glasmosaiken. Ziemlich neu ist auch die aktuelle Hauptorgel (2002), deren Fassade einer Vorgängerin aus dem Jahr 1770 nachempfunden wurde. Ein originales Relikt vergangener Zeiten sind die freigelegten Wandmalereien im südwestlichen „Chor der Seelen“.
Växjös Domkyrka – aus der älteren Geschichte
Als der englische Missionar Sigfrid Anfang des 11. Jahrhunderts durch Småland zog, um das Christentum zu verkünden, begleiteten ihn seine drei Neffen als Mönche. Die heidnischen Wikinger äußerten handfeste Einwände gegen die neue Religion – so dass die drei Neffen eines Tages einen Kopf kürzer waren. Sigfrid dagegen sollte später heilig gesprochen werden, und sein Wirken ist ebenso wie die kopflosen Neffen nicht aus der Geschichte Växjös wegzudenken.
Über Sigfrids Grab wurde ein hölzernes Gotteshaus errichtet, Växjö im 12. Jahrhundert zum Bischofssitz und die Holz- durch eine Feldsteinkirche ersetzt. Im 15. Jahrhundert wurde die Kathedrale vergrößert und erhielt ihre markanten Türme. Insgesamt vier Mal stand sie in Flammen, zwei Mal ging dies auf das Konto dänischer Soldaten. Gleichwohl gilt der Dom in seinen Grundmauern als ältestes Bauwerk der Stadt. Die letzte Restaurierung wurde 1995 abgeschlossen.
Runenstein und Park beim Dom zu Växjö
An der Ostseite des Doms steht ein Runenstein, der früher in die Chormauer eingelassen war. Wie in Schweden häufig so praktiziert, wurde die Inschrift in roter Farbe nachgezeichnet, damit sie leichter nachzuvollziehen ist. Sie verrät einen Bezug zur Wikingerzeit. Experten datieren den Stein, den ein Tyke in Gedenken an einen Gunnar errichtete, auf das (frühe) 11. Jahrhundert.
Südlich der Kathedrale erstreckt sich mit dem Linnéparken eine schattige Grünanlage, die an heißen Sommertagen umso mehr geschätzt wird. In dem übersichtlichen, gepflegten Park verteilen sich mehrere Skulpturen, darunter auch eine Büste von Carl von Linné, dem wohl bekanntesten Botaniker des Nordens. Im östlichen Teil befindet sich eine Freilichtbühne für Konzerte.
Växjö Domkyrkan im Überblick
Växjö liegt mitten in der historischen Provinz Småland in Südschweden. Der Dom erhebt sich nahe des Bahnhofs in der südlichen Altstadt, die Anzahl der Parkplätze (etwa auf dem Platz Stortorget und am nahen Museum) ist begrenzt. Sofern keine Gottesdienste oder andere kirchlichen Handlungen staffinden, ist der Dom von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Zugang via Haupttor ist barrierefrei und zum Fotografieren der Vorderseite ein Weitwinkelobjektiv von Vorteil, womit Sie nicht zurück auf die Straße treten müssen.
Lage | Växjö, Småland |
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gebaut | 11. Jahrhundert |
für Besucher ab | 0 Jahre |
Hunde | sind nicht erlaubt |
mögliche Aktivitäten | Audioguide (via Touristenbüro) |
Besonderes | Konzerte sowie Gottesdienste mit Musik |
Adresse
Linnégatan 2 A
352 33 Växjö
56.87755605484569, 14.8120859445292614.8081914, 56.8787168
Woher stammt die auffällige rote Farbe des Doms zu Växjö?
Die rote Farbe wurde bei der Restaurierung in den 1950er Jahren im oberen Bereich der Kathedrale gefunden, zwischen verschiedenen Schichten von Fassadenanstrichen.
Wie kam es zur modernen Ausstattung mit Glaskunst im 20. Jahrhundert?
Nach den Bränden und Verwüstungen durch Soldaten gab es kaum originales Inventar oder nach Quellen verlässliche Vorlagen; dies begünstigte die Entscheidung, einen modernen Stil zu wagen.
Worum handelt es sich bei dem modernen Gebäude auf der Nordseite des Doms?
Der steinerne Quader mit den vielen Fenstern ist das Kirchenzentrum; es berherbergt außer dem Pfarramt ein Café, eine Bibliothek, einen Laden, mehrere Säle und weitere Räume.