In Smålands Hafenstadt Oskarshamn wartet eine einzigartige Ausstellung: Holzschnitzer Axel Petersson verstand es, seinen auf den ersten Blick grobschlächtigen Figuren eine enorme, naturgetreue Ausdruckskraft zu verleihen: ob trauernde Angehörige, melkende Magd, prügelnder Pflegevater oder eine Musterungsszene – die zum Teil ungewöhnlichen Motive lassen die Betrachter auf faszinierende Weise am Alltag dieser Menschen teilhaben.

Döderhultar zwischen Dorfleben und Kunst

Holzschnitzer Axel Petersson (1868–1925) fing mit grob geschnitzten Figuren ohne Feinschliff den rustikalen Alltag des dörflichen Lebens ein. Die ersten handlichen Skulpturen verkaufte er als junger Mann für 12 Schilling, etwa 25 Öre, was ihm den Spitznamen Tolvskillingen einbrachte (tolv = 12). Zweifellos mit Talent gesegnet, dürfte es dennoch entscheidend gewesen sein, dass er sein Handwerk bei lokalen Bildhauern verbesserte – ohne seinen individuellen Stil aufgeben zu wollen.

Denn: Fein polierte Figuren waren Petersson zu ausdrucksschwach. Er wolle nicht den Charakter der Figuren wegpolieren, eine grobe Oberfläche sei lebendiger, meinte er. Sein Holz war die Erle, das, wie er sagte, beim Nachdunkeln den passenden Farbton für Bauerngesichter und -hände erhalte. Geboren in Döderhult bei Oskarshamn, verdiente er sich den Beinamen „Döderhultar“ als Anerkennung dafür, sich, seiner Heimat und seiner Auffassung von Kunst treu geblieben zu sein.

Anerkennung und Ruhm noch zu Lebzeiten

Bei seiner ersten Ausstellung wurden Petersson Figuren noch als „Scherzskulpturen“ tituliert. Doch schon bald begann das Publikum, die Ausdruckskraft seiner Gestalten zu würdigen. Begünstigend wirkte dabei die Zeit der Nationalromantik, das Suchen und Herausstellen des Eigenen, des typisch Schwedischen. So schaffte Petersson noch zu Lebzeiten den Durchbruch mit seiner Kunst, die er jahrelang mühsam auf öffentlichen Plätzen in Oskarshamn feilgeboten hatte.

Ab 1909 erregten Peterssons Ausstellungen Aufsehen im In- und Ausland, zunächst in Europa, ab 1913 sogar in den Vereinigten Staaten. In Paris ist dokumentiert, dass die Gruppe „Musterung der Rekruten“ – die im Museum ausgestellt ist – aus einer Ausstellung entfernt werden musste: Die nackten Männerkörper waren empfindsam-prüden Naturen zu lebensecht gestaltet. Und auch die Skulptur mit zwei Rindviechern beim Fortpflanzungsakt gelangte gewiss nicht in jede Ausstellung.

Museumserlebnisse Döderhultar

Petersson plötzlicher Ruhm spiegelte sich auch in der Eröffnung des Döderhultarmuseet 1911 in Oskarshamns Altstadt wider, wo es noch mehrfach umzog. 1952 arrangierte das Nationalmuseum in Stockholm eine befristete Ausstellung mit seinen Werken. Das heutige Museum im Kulturhaus Oskarshamn zeigt etwa 200 der Figuren, die meisten davon in Gruppen und Szenen angeordnet. Die Verantwortlichen sprechen selbstbewusst von einem Kunstmuseum und betonen den melancholischem Charme vieler Figuren, eine weitere Perspektive in der Betrachtung.

Viel Betrieb im Kulturhaus Oskarshamn

Außerhalb der beengten Altstadt hat Oskarshamn schon 1976 das repräsentative Kulturhuset für Bürger und Besucher der Stadt errichtet. Außer dem Döderhultarmuseet können dort besucht und besichtigt werden:

  • das lokale Touristenbüro,
  • das Seefahrtmuseum Oskarshamn,
  • die Kunsthalle Konsthall mit wechselnden Ausstellungen,
  • weitere Ausstellungsräume,
  • Stadtbibliothek und Fotoarchiv.

 

Döderhultarmuseet - auf einen Blick

Die Kleinstadt Oskarshamn liegt an der Ostküste der historischen Provinz Småland, in der Region Kalmar.

Lage Oskarshamn, Småland
Eröffnet 1911
für Besucher ab keine Altersbeschränkung
Parken Parkplätze gibt es beim Kulturhuset
Öffnungszeiten dienstags bis sonntags
Barrierefreiheit Die Ausstellung ist über Aufzüge zugänglich und barrierefrei.
Eintritt Erwachsene 90 Kronen, Kinder & Jugendliche bis 18 Jahren: gratis.

Adresse

Hantverksgatan 18–20

572 55 Oskarshamn

Geo-Koordinaten: 16.4439749, 57.2630453

www.oskarshamn.se/kultur-och-fritid/kultur-och-upplevelser/kulturhuset/museer-i-oskarshamn/doderhultarmuseet/ (leider nur auf Schwedisch)

 

Peterssons Leben ist relativ ausgiebig dokumentiert. Ein interessantes Detail betrifft seinen Militärdienst, als er für die Reitpferde seines Regiments mit zuständig war: Er behielt die Tiere genau im Auge, um ihr Wohlbefinden einzuschätzen – diese Beobachtungsgabe sollte ihm später auch bei der Umsetzung seiner Kunst hilfreich sein.

Bus 701 ab Oskarshamn-Zentrum hält an der Döderhult kyrka, fährt werktags tagsüber zu jeder halben Stunde, an Sonn- und Feiertagen im Stundentakt. Eine Haltestelle befindet sich unweit / nördlich des Museums an der Södra Långgatan, die Route verläuft in westlicher Richtung stadtauswärts.

Das waren die Brüder Anton und Edward Källstrom, die fast vergessen sind; nicht aber Edwards Sohn Arvid Källström (1893-1967), der als gefragter Bildhauer halb Europa bereiste, in namhaften Museen vertreten ist und dessen idyllischer Hof Källströmsgården in Påskallavik, 13 Kilometer südlich von Oskarshamn, heute als Kunstgalerie betrieben wird.